Wie wichtig ist “Purpose” eigentlich?

Wie wichtig ist “Purpose” eigentlich?

Lesezeit: 2,5min

Hi,

Muss jeder die Welt retten? Oder, auf dein und mein Berufsleben gemünzt: ist ein höherer Sinn wirklich das A&O, um happy im Job zu sein? (Teaser: Nein, ist er nicht, mehr dazu unten!)

Vier von fünf Angestellte in Deutschland, den USA und den westlichen Ländern sind unglücklich mit ihrem Beruf. Und sehnen sich nach mehr. Und auch ich bin nach 9 Jahren Start-Up Gründung & Aufbau aus einer wirtschaftlich erfolgreichen Firma ausgestiegen, weil ich “mehr” wollte.

Doch was ist dieses “mehr” genau?

Die Überraschung: “Purpose” ist tatsächlich nicht immer der ausschlaggebende Grund. Die Antwort ist etwas komplexer.

Tiefe, anhaltende Erfüllung hat mehr als nur eine Ursache (und nicht bloß “Sinn”)

Eine Arbeit, die uns Tag ein, Tag aus begeistert, das wünschen sich die Meisten. Etwas tun, was sich wie ein Spiel anfühlt, wo die Zeit wie im Fluge vergeht – mit coolen Menschen zusammen richtig was reißen. Und dabei am besten auch noch einen nachhaltigen “Fußabdruck” hinterlassen – also die Welt zum Besseren verändern, um unseren Enkeln oder Nichten eines Tages voller Stolz erzählen zu können, was wir Tolles geleistet haben.

Worum es uns also im Kern geht: um “intrinsische” Motivation. Um aus sich selbst heraus entstehender Begeisterung, die nicht von externer Belohnung abhängt.

Die Positive Psychologie und Glücksforschung ist dieser Motivation in den letzten Jahrzehnten auf den Grund gegangen. Was wir heute anhand von diversen Studien wissen:

Sinn ist nur einer von vielen Faktoren – und für die Meisten nicht der Ausschlaggebende. Auch wenn es sich anders anfühlt.

Es ist eine Kombination aus mehreren Bedingungen, die sowohl mit der inhaltlichen Tätigkeit, dem direkten Umfeld als auch der höheren Firmenvision zu tun haben.

Die 5 wichtigsten Motivationsfaktoren sind:

  • Abwechslung & Vielfalt
  • Autonomie & Unabhängigkeit
  • Fortschritt
  • Gute menschliche Beziehungen
  • Sinnhaftigkeit

Da ist sie also – die Sinnhaftigkeit, die Erfüllung aufgrund eines starken “Purpose”. Aber eben nur als eines von mehreren Elementen.

Süchtig nach Impact, auch ohne Sinn

Vielleicht hast du auch schonmal die Erfahrung gemacht, im Job in einem bestimmten Projekt richtig happy gewesen zu sein – obwohl der Sinn, im Nachhinein betrachtet, nicht gerade einer Fridays for Future Gründung glich.

Ich selbst hatte einige Jahre (2011-2013), wo ich meinen Job absolut liebte – und wo der “Purpose” ganz sicher nicht der Grund dafür war.

Denn: was häufig noch wichtiger ist, und für ein paar Jahre sogar völlig ausreichen kann, ist “Impact”. Also die Möglichkeit, etwas zu gestalten und Woche für Woche zu sehen, wie das eigene Tun zu sichtbaren Ergebnissen führt, und Form annimmt. Dieses Gefühl kann regelrecht süchtig machen – und ist mit der Grund, warum viele Menschen eine Zeit lang auch in Konzernkarrieren (oberflächlich) happy sein können.

Auf die 5 Motivationsfaktoren zurückgeführt: wenn Abwechslung, Autonomie und Fortschritt zusammentreffen, kann richtig Energie freigesetzt werden. Energie, die unser Ego beflügelt – weil wir uns wirksam fühlen.

Das einzig Dumme daran: zu spüren, dass wir Impact haben – aber irgendwann aufzuwachen und zu realisieren, dass es leider in die falsche Richtung geht. Oder gar keine Richtung hat. Das ist der Moment, in dem plötzlich die Sinn-Frage aufkommt – und meist auch nicht mehr verschwindet.

Fassen wir zusammen:

  • Kurzfristig ist “Impact”, also spürbare Ergebnisse durch unsere eigene Arbeit zu produzieren, wichtiger als “Purpose”
  • Langfristige Erfüllung braucht allerdings eine Tätigkeit und ein Umfeld, die mehrere Bedingungen erfüllen: Impact (durch Abwechslung, Unabhängigkeit und Fortschritt), echte Sinnhaftigkeit, und gute menschliche Beziehungen.

Da jede:r von uns unterschiedlich ist, variieren die genauen Konditionen, in denen wir uns im “Flow” fühlen. Doch wenn du erst Mal weißt, wie du genau tickst und was dir bislang fehlte, kannst du viel effektiver nach der Lösung suchen.

Auf viel Flow-Gefühl in deinem Leben!

Herzliche Grüße

Steffen

TL;DR

  • Sinnvolle Aufgaben alleine reichen nicht – wenn wir keinen “Impact” haben, ist es enorm demotivierend.
  • “Intrinsische Motivation” lebt von mehreren Faktoren – und “Sinnhaftigkeit” ist nur einer davon
  • Kurzfristig können wir selbst ohne tieferen Purpose happy sein – wenn wir echte Wirksamkeit erleben