Wie deine Peer-Group über dein Leben bestimmt

Wie deine Peer-Group über dein Leben bestimmt

Lesezeit: 3min

Hi,

Heute schauen wir uns die Frage an, wie wichtig dein Umfeld (dein:e Partner:in, engste Freund:innen) für dein Leben sind. Und ob sie deiner beruflichen Erfüllung dienen, oder dir im Wege stehen.

Doch zuerst noch etwas makroskopischer. Kürzlich stieß ich auf eine Meta-Studie (https://opportunityinsights.org/neighborhoods/) zur sozialen Durchlässigkeit, die mich nicht mehr losließ. Der Forscher, Raj Chetty, wollte untersuchen, welchen Einfluss die Nachbarschaft auf den späteren Lebensweg eines Kindes hat. Er verglich dazu zwei Stadtteile ein- und derselben Stadt (Los Angeles), die sich nicht wesentlich im Wohlstand unterschieden – sondern relativ nah beieinander lagen.

Er fokussierte sich zudem auf Jungen mit schwarzer Hautfarbe und studierte Daten aus Jahrzehnten von Geburtenjahrgängen – und fand heraus:

Jungs aus dem leicht schlechteren Stadtteil (Watts) haben im Laufe ihres Lebens eine Wahrscheinlichkeit von 45%, jemals im Gefängnis zu landen (und von da an einen radikal schwereren Lebensverlauf). Jungs aus dem moderat besseren (Compton) landen mit 6,5% Wahrscheinlichkeit irgendwann im Knast.

Warum erzähle ich dir das?

Weil das Umfeld nicht nur die Kids in LA beeinflusst. Sondern jeden. Auch dich. Und mich.

Du bist der Durchschnitt deiner 5 engsten Freund:innen

Jim Rohn, einer der bekanntesten Life-Coaches des letzten Jahrhunderts, hat mal diesen Satz geprägt: Du bist der Durchschnitt der 5 Personen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.

Und: es stimmt. Unser Umfeld, die Peer-Group, ist eine der größten Weichen für unser Lebensglück.

Aber: nicht nur, mit wem wir in unserer Kindheit spielten, beeinflusst uns heute. Sondern auch, wen wir aktiv, jeden Tag aufs Neue, in unseren engsten Kreis lassen.

Warum unser Umfeld uns formt

Doch warum ist das eigentlich so? Sind wir nicht alle selbstbestimmte, rationale Wesen, die uns selbst aussuchen, was wir glauben und was nicht?

Nö. Weit weniger, als wir vielleicht gerne hätten.

Drei Gründe, warum das Umfeld uns so maßgeblich prägt

1. Wir sind soziale Tiere

Nicht erst, seit wir Menschen das Nomadenleben vor etwa 10.000 Jahren verlassen haben, sind wir Herdentiere. Von der Gruppe ausgestoßen zu werden bedeutet heute zwar keine physische Lebensbedrohung mehr. Aber in unserer DNA ticken wir noch genauso. Wir wollen, ja, wir brauchen sogar die Anerkennung anderer Menschen – insbesondere derjenigen, die uns am nächsten sind.

Daher handeln wir – bewusst oder unbewusst – genau so, dass unser Verhalten von der Gruppe akzeptiert wird. Und je nach Gruppe kann das “lobenswerte” Verhalten ganz unterschiedlich ausfallen.

2. Wir glauben, was wir gelernt haben zu glauben

Als Teil einer Gruppe – Familie, Freundeskreis, oder Gesellschaft – übernehmen wir ganze Muster, zu denken – sog. Glaubenssätze oder Glaubenssysteme.

Ist das Leben ein Geschenk, und die Welt ein einziges Paradies zum Austoben?

Oder ist das Leben ein Kampf, und die Welt ein fürchterlicher Ort von Kriegen und Despoten?

Es kommt darauf an, wie wir es sehen. Bzw., genauer genommen, wie die Menschen um uns herum es sehen. Unser Hirn ist wie ein Schwamm, wenn es um die Überzeugungen angeht, die wir hereinlassen.

3. Wir hinterfragen nicht mehr

Unser Hirn ist enorm machtvoll – aber auch sehr energiehungrig. Es ist das Organ mit dem größten Energiekonsum (ca. 20%).

Um unseren Hochleistungsrechner nicht unnötig zu beanspruchen, haben wir eine Art Energiesparmodus entwickelt. Dieser hilft uns, nicht alles permanent neu entscheiden zu müssen. Der Nachteil: wir denken in Schubladen. Und hinterfragen nicht mehr – sondern nehmen hin, was wir vor langer Zeit schon mal “entschieden” haben.

Wie du dein Umfeld für dich einsetzt

Bist du deinem Umfeld und damit deinem Schicksal also gnadenlos ausgeliefert? Nur zum Teil. Sofern du dich ab und zu mal ganz bewusst damit befasst, wen du eigentlich in deinem Umfeld haben möchtest (oder, auf den Stadtteil der Studie bezogen, wo du leben möchtest).

Hier eine kurze Anleitung, wie du in 5 Minuten dein Bewusstsein schärfst:

1. Schreibe deine 5 engsten Menschen auf

2. Überlege bei jedem, wie sehr sie dich bei deinen eigenen Lebensträumen unterstützen und dich bekräftigen, mehr du selbst zu sein. Vergib auf einer Skala von 1 bis 10 (1= hindern mich stark; 10= helfen mir stark) eine Zahl.

3. Frag dich, in welche der drei Töpfe jede:r passt:

a) Mentor:in → Hohe Punktzahl. Den Kontakt mit diesen Menschen kannst du bewusst ausbauen, bzw. mehr mit ihnen über deine beruflichen Fragen sprechen

b) Bremse → Mittlere Punktzahl. Diese Menschen dürfen zwar in deinem Leben bleiben, sollten dir aber in puncto Beruf keine Tipps geben. Falls doch, mach es dir innerlich bewusst, und versuch “wegzuhören”.

c) Hindernis → Niedrige Punktzahl. Diese Menschen sind vermutlich da, weil sie immer da waren – tun dir aber nicht gut. Überleg, ob du wirklich für den Rest deiner Tage einen Teil ihrer Persönlichkeit übernehmen möchtest (einfach, weil du ihnen viel zuhörst).

Das war’s für heute. Keine leichte Kost – aber eine wichtige :) Viel Erfolg beim Beleuchten deiner Peer-Group!

Beste Grüße

Steffen

TL;DR

  • Unser Umfeld prägt unsere Denkweise ganz massiv – und wir übernehmen ihre Glaubenssätze und Sichtweisen
  • Überleg dir, ob du so sein möchtest, wie die Menschen in deinem engsten Kreis
  • Handele proaktiv: wem willst du mehr Gehör schenken, und wer darf Platz machen für jemand Neues?