Wann brennst du so richtig für deine Arbeit?

Wann brennst du so richtig für deine Arbeit?

Lesezeit: 3min

Hi,

wann warst du das letzte Mal im Job so richtig im “Flow” – und Arbeiten hat sich wie Spielen angefühlt? Und vor allem – kannst du benennen, was die Auslöser waren?

Heute schauen wir uns an, was die wichtigsten Ursachen für echte Motivation sind.

Denn: erst wenn wir wissen, wie wir ticken, also was uns in Ekstase versetzt oder schnurstracks Richtung Burnout katapultiert, können wir handeln. Und uns den Job maßschneidern, der wirklich zu uns passt.

Dumm nur: es gibt viele falsche Annahmen darüber, wann uns ein Job glücklich macht. Der Klassiker: bitte ein höheres Gehalt, weniger Arbeitszeit, und mehr Flexibilität – schon sind wir happy.

Vorweg: Nö, sind wir nicht. Zumindest nicht sehr lange.

Eine Achterbahn der Gefühle

Ich hatte, in ein und derselben Firma und sogar in der gleichen Rolle (als Gründer & CEO von Gini, meinem ersten Start-Up) alle Extreme erlebt.

Ich war wie verknallt in meine Arbeit, arbeitete von 9h morgens bis 2h früh an 7 Tagen die Woche, über mehrere Jahre hinweg. Und liebte es – selbst wenn ich mal eigentlich nervige Aufgaben wie Buchhaltung machen musste!

Ich war aber auch über längere Zeit antriebslos, gelangweilt, versuchte mich gar vor Kundenterminen oder Bühnenauftritten zu drücken, und verbrachte einen Großteil meiner Zeit mit ehrenamtlicher Arbeit (wo ich andere Jungunternehmer:innen coachte und Konferenzen für persönliche Weiterentwicklung aufsetzte – was mir wiederum eine Unmenge an Energie gab!).

Wie kann das sein, wenn die Firma und die Tätigkeit doch die Gleiche waren?

Was die Wissenschaft uns sagt

Springen wir mal kurz raus aus meinem Erleben, und rein in die Datenlage. Erfreulicherweise haben sich viele clevere Köpfe in den letzten Jahrzehnten intensiv mit der Frage nach intrinsischer Motivation beschäftigt. Und die resultierenden Studien und Meta-Studien verraten uns präzise Einblicke, wann wir aufblühen oder eingehen.

In aller Kürze: 3 Ursachen für das Gefühl von anhaltender Motivation stechen besonders hervor:

  1. Wirksamkeit / Impact
  2. Sinnhaftigkeit
  3. Menschliche Beziehungen

Und was ist mit Geld, Arbeitszeit, Stressfaktor, und dem geliebten Homeoffice? Kann alles eine Rolle spielen – ist aber weit weniger wichtig. Und zählt noch dazu zu den sog. “Hygienefaktoren” – es kann uns zwar stören, wenn es sich nicht passend anfühlt – trägt aber nicht zu echter Erfüllung bei.

Wirksamkeit / Impact

Müsste ich in einem Wort benennen, was die meisten meiner Coachees plagt (und was m.E. für einen Großteil der unzufriedenen Arbeitsbevölkerung gilt): dann ist es die mangelnde Wirksamkeit.

Soll heißen: du weißt am Abend nicht, was du wirklich getan hast. Du bist nicht zufrieden über deinen Fortschritt, und siehst nicht, dass deine Energie und dein Arbeitseinsatz zu echten Ergebnissen führt. Folglich hast du nicht das Gefühl, etwas geschafft zu haben, geschweige denn persönlich voranzukommen und dich weiter zu entwickeln. Du “produzierst für die Mülltonne” oder “drehst am kleinen Rad” – um mal ein paar klassische Konzern-Clichés zu nutzen (die leider häufig stimmen).

Umgekehrt: wenn du sichtbare Ergebnisse schaffst, und sich in kleinen Schritten etwas Größeres formt, wofür du Anerkennung oder Wertschätzung bekommst – dann kann die Zeit wie im Flug vergehen. So wie damals, als wir als Kind am Strand saßen und stundenlang Sandburgen bauten – einfach, weil es Spaß machte, etwas mit unseren eigenen Händen zu erschaffen und zu beobachten, wie es nach und nach Form annimmt.

Mein Beispiel:

In den ersten Jahren von Gini haben wir aus dem Nichts heraus eine Firma gestampft – und in jedem Bereich (Produkt, Marketing, Team, Financial Planning…) wuchs fast jeden Tag etwas Sichtbares weiter und weiter. Das führte zu einem unglaublichen Gefühl von Vorankommen und einer wahnsinnigen Lernkurve – und motivierte mich enorm.

Sinnhaftigkeit

Ob wir es Purpose, Sinn oder die Vision der Firma nennen – damit wir uns mit der Arbeit länger als nur ein paar Monate identifizieren, müssen wir für das WARUM brennen.

  • Machen deine täglichen Aufgeben einen echten Unterschied?
  • Stehst du voll und ganz hinter den Produkten oder der Dienstleistung?
  • Hilfst du mit, die Welt zu erschaffen, die du dir wünschst?

Die Sinn-Frage können wir für eine bestimmte Zeit zwar ausblenden (vorausgesetzt, wir verspüren zumindest echten Impact, siehe oben). Langfristig aber wird sie jeden von uns einholen.

Mein Beispiel:

Anfangs liebte ich meinen Job, weil ich einfach “irgend etwas” baute. Etwas Neues zu schaffen und zu kreieren, wie die Sandburg, war genug Antrieb für mich. Die langfristige Vision war nebensächlich.

Doch mit der Zeit wurde die Frage lauter. Brenne ich dafür wirklich? Braucht die Welt das dringend? Kann ich mich damit identifizieren? Je lauter die Frage wurde, desto eindeutiger kannte ich die Antwort.

Menschliche Beziehungen

Zuletzt: “menschelt” es am Arbeitsplatz? Herrscht Empathie und gegenseitige Wertschätzung, anstatt einer Ellenbogen-Kultur und politischen Spielchen?

Wir Menschen sind soziale Tiere. Wir brauchen einander, um uns zu entfalten. Wir brauchen echte, gesunde Beziehungen, um uns authentisch zeigen zu können.

Simon Sinek, Bestseller-Autor von “Start with Why”, sagt so schön:

“A team is not a group of people who work together. A team is a group of people who trust each other.”

Damit bringt er es auf den Punkt – wir brauchen ein tiefes Vertrauen. Genau dieses Vertrauen ist auch entscheidend, wenn es um nachhaltige Motivation geht.

Das renommierte Gallup-Institut, welches jedes Jahr Umfragen zur weltweiten Arbeitszufriedenheit macht, geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie fragen ab, ob am Arbeitsort mindestens eine tiefe Freundschaft besteht. Es ließ sich nämlich nachweisen, dass Mitarbeitende, die mit einer oder mehr Personen eine persönliche Freundschaft eingehen, eine tiefere Motivation für ihr Tun verspüren.

Mein Beispiel:

Ich hatte mit meinem besten Freund zusammen gegründet, und verstand mich blind mit ihm. Wir stellten die Leute ein, die mit uns auf unserer Wellenlänge waren – und schufen damit ein Umfeld, indem wir uns wirklich wohl fühlten.

Eine kleine Reflexionsübung für zwischendrin

Wie sieht es bei dir aus? Anbei drei kurze Fragen, um deinen Status Quo zu beleuchten:

  • Fühlst du am Ende der Woche, dass du etwas geschafft hast, worauf du stolz bist?
  • Ist das, wofür du arbeitest, dir wirklich wichtig?
  • Magst du die Menschen um dich herum?

Wenn dein Bauch bei einer dieser Fragen ein deutliches Nein (oder auch nur ein Ääähm) hervor bringt, dann weißt du schon, dass du über kurz oder lang handeln darfst. Und dich aufmachen darfst, deine echte Erfüllung im Berufsleben zu finden.

Ich habe mal gehört, dass es sogar Menschen gibt, die einen dabei an die Hand nehmen 😄

Hoffentlich waren diese Impulse für dich gerade passend!

Herzlichst

Steffen

TL;DR

  • Intrinsische Motivation im Job braucht drei Hauptzutaten: Wirksamkeit, Sinnhaftigkeit, und gute Beziehungen
  • Viele Menschen verspüren in ihren Jobs zwischenzeitlich Zufriedenheit, selbst wenn der Sinn ihnen noch fehlt. Das geht nur, solange sie trotzdem “vorankommen” – bspw. in einer erfolgreichen Konzernkarriere (und für begrenzte Zeit)
  • Da ein echter Purpose oder Sinn ein tiefer liegendes Bedürfnis von uns Menschen ist, meldet es sich erst später. Über kurz oder lang braucht echte Erfüllung aber auch ein starkes “Warum”.